Im April 2013 habe ich den 'Vanilla Overdrive' aufgebaut und war nach ersten Test's irgendwie enttäuscht von dem, was ich da aus meiner Gitarren-Anlage als 'Overdrive' zu hören bekam. Ein kleiner 'Blackheart'® - Kopf : BH5H an einem Celestion® G12H100CE , oder mein 'Hughes & Kettner'® TubeMeister 18, der im Lead-Kanal eine wirklich 'gute Zerre' hat - und dann noch einen super 'Boost'. Ich spiele zu hause oft über diese Kombinationen und kenne den Sound - mit und ohne 'Verzerrer'. Der 'Vanilla-Overdrive' klingt dagegen überhaupt nicht gut, viel gebrazzel und gebruzzel. Besonders bei den tiefen Saiten (E und A) wird das sehr deutlich. Schwer in Worte zu fassen. Hart einsetzende Verzerrungen bei Power-Chords oder Solo-Spiel alles klingt nicht musikalisch, ziemlich unangenehm.
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Nachdem fest stand, das wirklich kein Aufbau-Fehler vorliegt (kann ja immer mal passieren . . . ) wanderte das schöne Teil erstmal in den Schrank. Im Forum hatte ich zu der Zeit auch nichts gefunden, was mir weiterhelfen konnte. Es ergaben sich andere Prioritäten . . . andere Gitarren-Verstärker , andere Verzerrer und Booster . . . also erstmal erledigt.
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Etwas mehr als zwei Jahre später steht der Vanilla Overdrive wieder auf dem Arbeitstisch, nachdem er mir immer wieder im Schrank begegnet ist und in die Hand genommen wurde. Es soll nun untersucht werden, warum es so ist - wie es ist. |
Im 'Tube-Town Forum' fand ich jetzt einige Beiträge zum 'Vanilla', in denen sehr ähnliche Beschreibungen zum Sound zu lesen sind, die auch meinen Erfahrungen entsprechen. So ein schickes Gerät, solide Mechanik, gut konstruiert und zusammengestellt, nur bestes Material. Da muß doch was zu machen sein . . .
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Bestandsaufnahme : |
Im Originalzustand ist beim 'Mk III' die erste Triode V 1-1 vor der Bypass-Schaltung angeordnet, also immer aktiv. Die Durchgangs-Verstärkung der ersten Stufe des Vanilla beträgt immerhin ca. 10 dB. In Stellung 'Boost' kommen noch einmal gut 5 dB hinzu. Dieses Konzept ist günstig, um einen 'einfachen' bzw. 'clean' gehaltenen Gitarren-Amp ein wenig auf 'Trapp' zu bringen. Übliche Gitarrenamp's verfügen jedoch über genügend Gain, sodas es eher störend ist, wenn durch das Einfügen des 'Vanilla Overdrive' plötzlich 10 dB mehr Pegel am nächsten Eingang anliegen, was erst wieder korrigiert werden müsste. Mal eben einschleifen und testen geht nicht ohne weiteres.
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Die bisherigen Modifikationen haben den Overdrive-Sound nicht wirklich verändert. Das Ausgangs-Signal hat von seiner Asymmetrie nichts verloren. Die positiven Halbwellen sind von Anfang an in Begrenzung, oben eckig und relativ Flach, während die negativen Halbwellen lang und ziemlich 'spitz' sind. Das macht dieses Schaltungs-Design eben so und ist somit hauptsächlich für den 'Overdrive'- Sound verantwortlich. Sinusförmige Schwingungen kommen da auch bei ganz kleinem Pegel nicht heraus. Diese Stufe arbeitet fast wie ein Schalter. |
Verzerrungen entstehen, oder werden durch 'nichtlineares Verhalten' oder 'Clipping' von Verstärkerstufen erzeugt. Entscheidend ist, wie man das tut. Für meinen Geschmack ist es günstiger, wenn man eine Verstärkerstufe 'weich' in die Begrenzung 'fährt', sodass das Signal nicht gleich 'eckig' ist, sondern nach und nach 'rund' wird. Nicht umsonst gibt es hunderte Verzerrer und viele davon sind zur Legende geworden . . . jeder mit 'seinem' Sound. |
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Die Stufen mit der Röhre V 2 werden geändert. |
Die Kathodenfolger-Stufe bleibt so wie sie ist - für eine niedrige Ausgangs-Impedanz - bekommt jedoch durch die Gitterwiderstände einen anderen Arbeitspunkt. Durch einen Kondensator wird V 2-2 gleichspannungsmäßig von der Vorstufe entkoppelt. Na das sieht am Oszilloscope doch schon ganz anders aus. Das Signal ist jetzt symmetrischer, und sinusförmiger geworden. Die Stufe geht jetzt viel sanfter in Begrenzung und hört sich viel, viel besser an - finde ich . . .
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